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Lehmplatten – eine jahrtausendealte Bautechnik feiert ihr Comeback

Lehmplatten – eine jahrtausendealte Bautechnik feiert ihr Comeback

Wer noch vor zwanzig Jahren sein Haus in Lehmbauweise gestalten wollte, galt als unverbesserlicher Öko-Spinner. Wenig ansehnlich und einheitlich braun – kaum jemand hatte Interesse an so einem vermeintlich unattraktiven Haus. Doch mittlerweile hat der Trend zu Nachhaltigkeit und traditionellen Baumethoden eine Zeitenwende eingeläutet. Auf diesen Zug sind glücklicherweise die Anbieter von Lehmbau-Materialien längst aufgesprungen. Was viele nicht wissen: Die Verarbeitung von Lehmbauplatten ist auch im Trockenbau möglich. Neuartige Arten von Lehmputz sorgen überdies für eine moderne Optik. Dass baubiologisch hochwertige Häuser ihr Schmuddel-Image schon lange verloren haben, und warum das so ist: Wir verraten es dir im folgenden Artikel.

Wie ist eine Lehmbauplatte aufgebaut?

Lehmbauplatten bestehen aus Ton, diversen natürlichen Bestandteilen und einem Trägermaterial. Die Materialmischung aus Lehm und Naturfasern wird auf eine Trägermatte aus Schilfrohr, Jute oder Glas aufgetragen. Es gibt auch Lehmplatten, die ihre Stabilität nur durch Holzfasern oder Stroh erhalten. Je nach Hersteller können dem Lehm-Material noch mineralische Zusätze oder andere pflanzliche Fasern beigemischt sein. Zur leichteren Verarbeitung sind heute viele Lehmbauplatten mit Nut- und Feder-Kanten ausgestattet. In der Regel werden die Platten in Baustoffklassen unterteilt. A1 steht für nicht brennbare, B1 für brennbare Ausführungen.

Was macht die Besonderheit dieser Baustoffe aus Naturmaterialien aus?

Lehm ist ein natürliches Material, das vorwiegend in feuchten, nährstoffreichen Böden vorkommt. Wenn der Lehm von seinen groben Bestandteilen wie Sand und Kies gereinigt ist, spricht man von Ton. Je tonhaltiger der Lehmboden, desto wasserundurchlässiger wird das Material. Lehm ist sehr gut feuchtigkeitsregulierend. Er kann hohe Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen und gibt diese nach und nach wieder an die Umgebungsluft ab. Wie der Lehm selbst, so fasst sich die Oberfläche der Lehmplatten bei Berührung angenehm warm an. Die Eigenschaften des Lehms sorgen bei den verbauten Platten für Wärme- oder Kälteisolation, sie wirken also temperaturausgleichend.

Welche Vorteile haben Lehmbauplatten gegenüber Gips-Karton-Platten im Trockenbau?

Der entscheidende Vorteil liegt in der Nachhaltigkeit des Materials. Um diese zu erzielen, enthalten Lehmplatten nur natürliche Komponenten. Sie zeichnen sich ausserdem durch hervorragende Geruchsbindung aus und wirken schallisolierend. Im Vergleich zu konventionellen Platten für den Innenausbau schaffen sie ein ausgeglicheneres Raumklima. Darüber hinaus sind sie äusserst langlebig. Und noch ein wichtiger Punkt: Lehmbau-Platten können sogar Umweltgifte aufnehmen und Strahlung absorbieren.

Weitere interessante Vorteile der Lehmplatten:

  • Lehm ist als Naturmaterial fast überall verfügbar
  • in der Herstellung wird wenig Energie verbraucht
  • biologisch abbaubar – keine Sondermüll-Entsorgung
  • Lehm wirkt wärmedämmend
  • Inhaltsstoffe gelten als gesundheitlich unbedenklich
  • Lehmbau-Materialien sind diffusionsoffen und speichern doppelt so viel Wärme wie Gips-Karton-Platten

Wie funktioniert die Verarbeitung von Lehmbauplatten?

Im Trockenbau lassen sich Lehmplatten zur Erstellung von Wänden oder Wandelementen verwenden. Es ist auch denkbar, damit Deckenverkleidungen anzufertigen oder sie als Innendämmung zu nutzen. Die Platten kannst du ganz leicht mit einer Handsäge oder einer elektrischen Sägemaschine schneiden. Eine weitere Möglichkeit: Die Lehmplatte wird mit einem Cutter geritzt und dann über einer festen Kante abgebrochen. Man schraubt die Lehmbauplatten entweder an Stahlprofile oder montiert sie auf Holzrahmenkonstruktionen. Zur Montage an eine Decke sind eventuell eine Unterkonstruktion sowie spezielle Profile und Schrauben erforderlich.

Was ist bei der Weiterverarbeitung in Verbindung mit Lehmputz zu beachten?

Zur Fertigstellung der Wand- oder Deckenelemente werden die Leichtbauplatten mit einem durchlässigen Aufputz versehen. Es ist wichtig, spezielle Formen von Lehmputz zu verwenden – so gehen die atmungsaktiven Eigenschaften des Lehms nicht verloren. Zum Glätten und Abdichten von Fugen gibt es Lehmfugenfüller aus Naturstoffen wie Kork, Talk und Cellulose. Den Lehmoberputz kannst du später mit eigens entwickelten Lehmfarben streichen, die in einer breiten Farbpalette erhältlich sind. Im Handel gibt es mittlerweile auch fertig gemischte Lehm-Farbputze zu kaufen. Ganz besondere Effekte lassen sich mit Lehm-Edelputz erzielen.

Sind Lehmbauplatten auch zur Sanierung und in feuchten Räumen einsetzbar?

Am einfachsten lassen sich diese Naturbaustoffe natürlich in Neubauten verarbeiten, denn in diesem Fall kannst du sie in die Bauplanung gleich mit einbeziehen. Aber auch die Sanierung oder Aufwertung von Bestandsbauten ist mithilfe von Lehmplatten möglich. Dabei solltest du nur beachten, dass sie nicht direkt mit Flüssigkeit in Berührung kommen dürfen. Durch permanente Feuchtigkeitseinwirkung können sich die Naturfaserplatten nämlich zersetzen. Insgesamt kommt ihnen im Trockenbau aber ihre ausgesprochene Langlebigkeit zugute. Während eine Gips-Karton-Platte nur etwa 50 Jahre hält, bringt es die Lehmbauplatte bei optimalen Bedingungen auf bis zu 200 Jahre.

Ist die Integration einer Wandheizung innerhalb der Lehmbauweise möglich?

Früher konnten Wandheizungssysteme nur unter dem Lehmputz verlegt werden, was die Installation sehr aufwendig und teuer gestaltete. Inzwischen hat man das Problem erkannt und gebannt. Manche Hersteller bieten ihre Lehmbauplatten heute montagefertig mit integrierten Heizungselementen – also Rohren – an. Die Montage ist somit auch für Hausbesitzer leichter zu bewältigen, die in ihr Haus viel Eigenleistung stecken möchten. Bauherren können so ökologisch hochwertige Naturbaustoffe einsetzen. müssen aber trotzdem auf den Komfort einer Heizung in der Wand nicht verzichten.

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